Dienstag, 9. September 2014

Uluru und Kata Tjuta

Wie immer haben mich die wegfahrenden Autos geweckt. Eigentlich wollte ich heute um den Ayers Rock laufen und morgen nach Kata Tjuta, aber da dieses hin und zurück noch einmal 110 Kilometer mehr bedeutet und ich ja auch noch zum Stuart Highway will, entschloß ich mich, es genau andersherum zu machen. Kaum bog ich zu den Olgas ab, stand schon ein Schild da, dass das Valley of the Winds gesperrt sei. Das war aber morgens um 10 Uhr, da konnte es noch keine 36°C haben. Also fuhr ich einfach weiter. Nach einigen Kilometern sah ich einen Thorny Devil auf der Strasse, und nachdem er die zwei nach mir folgenden Autos überlebte, schob ich ihn von der Strasse und machte ganz tolle Fotos. Dachte ich wenigstens. Erst an den Olgas (Kata Tjuta) bemerkte ich, dass ich am Abend vorher auf das Crop-Format umgestellt hatte. Dabei wird das ganze Bild im Sucher gezeigt, aber nur ein Ausschnitt davon, nämlich zwei Drittel, auf das fertige Bild belichtet. Man sieht das zwar durch einen Rahmen, der im Sucher gezeigt wird, aber in der Aufregung über das tolle Tier habe ich das gar nicht beachtet. Immerhin kann man einige Fotos trotzdem noch gebrauchen, aber geärgert habe ich mich schon, über meine eigene Dummheit.
An den Olgas wollte ich dann in das genannte Valley of the Winds, um eine Rundwanderung um einen der Felsblöcke zu machen. Es ging jedoch nur bis zum Aussichtspunkt Karu, dann war tatsächlich Schluß wegen der Wettervorhersage von über 36°C. Nun muss man sich ja nicht an alles halten, was einem da vorgeschrieben wird, aber da ich gerade Antibiotika einnehme, schien es mir wenig sinnvoll, den schwierigen Weg in praller Sonne und alleine zu machen. Stattdessen machte ich dann den Walpa Gorge Walk zwischen zwei Domes. Sowohl im Valley of the Winds als auch auf dem Walpa Walk (Walpa heißt Wind) gab es viel Wind und extreme Böen, hervorgerufen durch die Unterschiede zwischen kühlen Schatten an den Felswänden und der knallenden Sonne draußen. Und heute war es wirklich heiß! Dabei haben wir jetzt noch Winter, im Sommer können es manchmal 45°C hier sein!

Kata Tjuta ist ein Name aus der Pitjantjatjara-Sprache und bedeutet "viele Köpfe". Insgesamt gibt es 36 steilwandige Kuppeln (Domes), deren höchste den Uluru (348 m) noch einmal um 200 Meter überragen. Man darf natürlich keinen besteigen, und es gibt nach dem Tjukurpa - also dem Weg des Lebens - der Anangu, so heißen die Aborigines der Westlichen Wüste, viele sakrale Stellen, die nicht betreten werden sollten. Übrigens können solche Orte Steine, Wasserlöcher, ein Baum oder alles mögliche andere sein. Ich bin auch gerne bereit, solchen Bitten zu entsprechen, auch wenn ich an einen solchen Zauber nicht glaube. Selbstverständlich wäre ich heute auch nicht auf den Uluru gestiegen, weil die Aborigines das nicht wünschen. Aber auch am Uluru war die Besteigung wegen der Hitze gesperrt worden.
Statt gleich zum Campingplatz zurück zu fahren, umrundete ich den Uluru noch einmal mit dem Auto. Zuerst ging's ins Culture Centre, wo einem die Lebensweise der Anangu näher gebracht werden soll. Leider sieht man dort keinen von ihnen, stattdessen hört man ihre eigenartige Sprache aus dem Lautsprecher. Die Aborigines haben übrigens keinerlei Aufzeichnungen gemacht, sondern ihr Wissen und ihre Traditionen immer mündlich weiter gegeben. Nach einer halben Umrundung marschierte ich auf dem Kuniyu Walk zum Mutitjulu Waterhole. Wenn es regnet, sammelt sich dort Wasser und viele Tiere kommen zum Trinken. Die Aborigines haben früher in zahlreichen Höhlen und Überhängen auf sie gewartet und auch darin geschlafen. Am Ende ging ich noch einmal von der einzigen Stelle aus, von der der 348 m hohe Ayers Rock bestiegen werden kann, den Mala Walk zur Kantju Gorge. Wieder viele Überhänge und Höhlen, einige auch mit Felszeichnungen. Eine kostenlose Führung findet dort auch alle 2 Stunden statt. Auf einer Länge von etwa 100 m ist dann plötzlich Fotografierverbot. Grund ist die Mala Puta, ein heilger Platz für Frauen. Es ist eine große Höhle oben in der Felswand, in die man durchaus die Form weiblicher Genitalien hineininterpretieren kann. Ich habe mich auch an dieses Verbot gehalten. Am Ende der Kantju Schlucht ist wieder ein Wasserloch, das aber ausgetrocknet war. Hier darf man nicht baden, wenn Wasser vom Uluru herunterkommt, weil hier insbesondere Frösche sich in großen Mengen vermehren, wenn es soweit ist. Der Clou: die Parkverwaltung kontrolliert das mit einer Lichtschranke! Ich bin mir absolut sicher, dass die so ein Ding auch auf dem Weg zum Uluru installiert haben, denn Strafe wird angedroht, wer sich über das Verbot hinwegsetzt. Weniger drastisch sieht es wohl auf den Strassen aus, wo an vielen Stellen Schilder das Halten am Strassenrand verbieten. Ich habe Australien bisher als ein Land erlebt, wo eher auf die Einsicht der Bürger als auf Verbote Wert gelegt wird. Hier an Ayers Rock ist das leider nicht so. Es gibt hier eine ganze Stadt, die zwar nach ökologischen Gesichtspunkten errichtet wurde mit vielen Hotels, einem Einkaufszentrum, Post, Bank, Sternwarte und sogar einem Theater, aber eigentlich fährt man ja wegen der Natur her, und in die darf man nur tagsüber wie zum Besuch einer Ausstellung oder des Zoos. Helicopter-Flüge, Kamelreiten, Quad fahren, Fahrrad-Ausleihe, Autoverleih und jede Menge Anbieter von Touren gibt es hier, aber braucht man das wirklich? Kata Tjuta und der Uluru gefallen mir sehr gut, und ich kann gut verstehen, wenn die Aborigines an diese Stellen magische Momente vermuten und erleben. Früher durfte man bestimmt auch noch als Tourist die Nacht in deren Zauber verleben, heute wird man in die Zivilisation zurückgeholt und eingesperrt. Hinter Kata Tjuta ging eine rote Piste in den Westen Australiens ab. Vielleicht muss man auf diese Art seine Freiheit wieder erlangen.
Morgen sagt der Wetterbericht nur noch 31°C an, da wird der Uluru und auch das Valley of the Winds wieder offen sein. Ich bin noch etwas unschlüssig, ob ich deshalb noch einmal den Weg zu den Olgas machen soll, den Uluru zu Fuss umrunden, oder lieber in aller Ruhe Frühstücken und dann langsam Richtung Stuart Higway fahren soll. In einer Woche muss ich das Auto in Adelaide abgeben, und heute ist genau die Hälfte meines Australien-Urlaubes rum.

Thorny Devil

wilde Taube

die Olgas

zu heiß, Weg gesperrt

am Walpa Gorge Walk

die Piste in den Westen

auf manchen Pisten sind 2 Ersatzreifen vorgeschrieben

hier beginnt der Aufstieg zum Ayers Rock

Uluru im Abendlicht

am Maja Walk

Überhänge am Uluru

manchmal gibt es hier einen Wasserfall

Lichtschranke kontrolliert Wasserloch

in diesem Fall aber unnötig
Die Blasengeschichte hat sich mit dem Antibiotika zwar gebessert - ich muss nur noch einmal in der Nacht aufstehen -, dafür habe ich jetzt eine ausgewachsene Bronchitis mit Fieber dazubekommen. Der Nachteil der Antibiotika ist eben, dass dadurch nicht nur fremde Bakterien abgetötet werden, sondern auch die eigenen weißen Blutkörperchen, die für die Bekämpfung von schädlichen Eindringlingen zuständig sind. Deshalb holt man sich dabei als Nebenwirkung auch ganz leicht einen anderen Infekt. Jetzt redet der schon wieder von seinen Krankheiten, werdet ihr vielleicht sagen. Aber ein gesunder Körper ist einfach das A und O einer solchen Reise, ohne ihn wäre es besser, daheim zu bleiben.
Statt wegzufahren, habe ich heute noch um eine Nacht verlängert und möchte nachher auch das Internet für 10 Dollar noch ausprobieren. Kurz nach 9 Uhr war ich schon an den Olgas, um das Valley of the Winds zu besuchen, das gestern noch gesperrt war. Die Besteigung des Uluru war übrigens auch heute nicht möglich. Der Hinweg ging zwar aufwärts, dafür aber oft im Schatten der Bergkuppeln. Der zweite Lookout befindet sich auf einem Art Pass, dann geht es in der Sonne erst mal abwärts. Insgesamt ist der Weg 7,5 km lang, ich brauchte dafür 2 1/2 Stunden. Ich hätte aber auch keinen Kilometer mehr geschafft, am Ende ging es mir echt schlecht. Ohne Krankheit wäre der Walk kein Thema gewesen.
Auf dem Weg zu den Olgas sah ich zwar dieses Mal keinen Thorny Devil, dafür aber einen Blauzungenskunk. Dieses Tier ist etwa 30 - 35 cm lang, etwas plattgedrückt, und hat neben blauen Vorderfüssen vor allem einen blaue Zunge. Als ich es fotografieren wollte, versteckte es sich unter einem Grasbüschel und fauchte und zischte mich an. Ich versuchte dann, mit einem Stöckchen das Gras wegzudrücken, um ein Foto zu machen, aber das klappte nicht so richtig. Anfassen traute ich mich das Tier auch nicht.
Gegen 13 Uhr war ich wieder am Zeltplatz und musste mich erst mal ausruhen, so platt war ich. Am Nachmittag fuhr ich mit dem Shuttle-Bus zum Stadtplatz, kaufte im Supermarkt noch frischen Salat und Getränke, und schaute mir dieses künstliche Gebilde in der Wüste an. Etwas später gab es dann eine Tanzveranstaltung von Aborigines. Beim Känguruhtanz durfte auch das Publikum mitmachen, aber ich fühlte mich wirklich nicht in der Lage, mit den Händen am Kopf Sprünge im Sand zu machen.

Blauzungenskunk

Valley of the Winds

aus dieser Schlucht ging es in die brennende Sonne hinaus

Apartments in Yulara

die Kehrseite der Medaille

der Sänger und Einpeitscher

Einbein-Stampf-Tanz

zweifelsfrei der Känguruh-Tanz

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