Grenzerfahrungen 2014 - Australien: Lake Hart

Die ganze Nacht konnte ich ungestört schlafen und frühstückte mit Blick auf den See. Schien er mir gestern schon so weiß, bestätigte sich heute, dass der Lake Hart ein Salzsee ist. Ich ging zu ihm hinunter, um einige Fotos zu machen. Nicht so groß und lang nicht so schön wie der Salzsee von Uyuni in Bolivien, aber auch dieser hatte seinen Reiz. Der Kühlschrank versah auch noch nach 2 Nächten ohne Strom seinen Dienst. So fuhr ich denn weiter nach Pimba, um von dort die 6 km nach Woomera zu fahren.
Woomera wurde 1948 als Militärsiedlung gegründet zu dem Zweck, in der australischen Wüste die britischen Atombombenversuche zwischen 1953 und 1964 stattfinden zu lassen. Zahlreiche Aborigines und auch viele Mitarbeiter und Soldaten wurden bei den insgesamt 9 gezündeten Bomben massiv verstrahlt. Nach langen und zähen Gerichtsverhandlungen wurde den Aborigines erst 1999 eine Kompensation dafür zugesprochen. Wie immer galt die Devise: bloß weit weg von uns! Die Engländer in Australien, die Franzosen auf den polynesischen Inseln. Statt Atombomben den Kampf anzusagen, wird überall in Woomera Kampf- und Raketen-Technik gezeigt, die damals hier entwickelt wurde. Ebenso verschwiegen wird die Tatsache, dass Woomera - mitten im Outback gelegen mit nichts drum herum - Ende der 1990er Jahre zum Flüchtlingscamp für südostasiatische Bootsflüchtlinge (Boat People) wurde, die damals u.a. auch von der Kap Anamur und andern aufgefischt wurden. Menschenverachtender kann man mit Flüchtlingen nicht umgehen. Und so wundert einen auch nicht, dass Woomera eine tote Stadt ist. Häuser alle gleich quadratisch, die wenigsten bewohnt, das eine Museum geschlossen, das Theater geschlossen, ein Ort zum Durchfahren und Vergessen.
Für mich ging es weiter nach Süden Richtung Port Augusta. Die Landschaft wurde etwa 80 km vorher schöner, mehr Büsche und Grün, aber auch mehr tote Känguruhs. Die ersten Schafe tauchten auf. Port Augusta selbst hat 15000 Einwohner und liegt am Spencer Gulf des Southern Ocean. Wenn man so will, habe ich damit die Durchquerung durch die Mitte Australiens hinter mir. Einige Menschen badeten, aber das Wasser war wohl noch ziemlich kalt. Der Benzinpreis zeigte mit 1,40 Dollar auch, dass das Outback hinter mir liegt, war er dort doch manchmal fast einen Dollar teurer. Ich las ein wenig an der Promenade, fuhr noch durch die Stadt, dann machte ich mich auf zum Flinders NP nordöstlich.
Hätte ich statt des Stuart Highway schon ab Marla zum Oodnadatta Track hinübergeschwenkt, wäre ich entlang der alten Ghan-Trasse automatisch zum Flinders NP gekommen. Aber das wäre eben nur mit 4x4 möglich gewesen, so dass ich jetzt wieder ein Stück zurück musste. Immer zusammen mit den Schienen der Eisenbahn wand sich die Strasse zum Pichi Richi Pass hoch nach Quorn. Dieses nostalgische Städtchen war einst das wichtigste Eisenbahnzentrum des alten Ghan, bis 1950 die Strecke nach Port Augusta verlegt wurde. immer noch stehen Hotels von damals, und am Wochenende kann man mit der Pichi Richi Railway unter Dampf die Strecke fahren. Als ich dort hielt, war wohl auch ein Veteranentreffen alter Autos im Gange. Einen DKW mit seinem 2-Takter habe ich schon lange nicht mehr gehört. Über Hawker ging es dann nach Wilpena, wo ich für 22 Dollar einen Platz mit Strom bekam. Dazu kamen noch 10 Dollar für den NP-Eintritt. Die Landschaft erinnert fast ein wenig an ein europäisches Gebirge mit dicken, knorrigen Bäumen in den feuchteren Talmulden. Die Känguruhs grasen hier auf dem Campingplatz, ein idyllisches Bild. Morgen will ich eine längere Wanderung machen, hoffentlich komme ich rechtzeitig los.
Meine Enkelin Merle wird heute 14 Jahre. So lange bin ich jetzt schon Opa, und irgendwie tue ich mich immer noch schwer mit dieser Rolle. Mal sehen, vielleicht klappt es nachher noch mit einem Anruf. Herzlichen Glückwunsch auf jeden Fall aus dem Flinders Nationalpark von Opa Uwe und den Känguruhs!!!